
Verbraucherzentrale fühlt nachhaltigen Banken auf den Zahn
Wir horchten auf, als wir in einem Facebook-Kommentar zu unserem Artikel “Finanziert Ihre Bank Produzenten von Atomwaffen?” den Marktcheck der Verbraucherzentrale entdeckten. Dort hinterfragen die Verbraucherschützer*innen, wie sozial und ökologisch nachhaltige Banken wirklich sind. Passender könnte es für uns kaum sein.
Folgende Banken wurden untersucht:
- Bank für Kirche und Caritas eG (Nur für Mitarbeiter kirchlich karitativer Einrichtungen)
- Bank für Kirche und Diakonie eG
- KD-Bank Bank für Orden und Mission eG
- Bank im Bistum Essen eG
- DKM Darlehnskasse Münster eG (Nur für Mitarbeiter kirchlich karitativer Einrichtungen)
- EthikBank eG
- Evangelische Bank eG
- Evenord-Bank eG-KG
- GLS Gemeinschaftsbank eG
- Pax-Bank eG ProCredit Bank AG
- Steyler Bank GmbH
- Triodos Bank N. V.
- Deutschland UmweltBank AG
Der Aufbau einer solchen Untersuchung ist einfach. Du überlegst Dir, was Dir wichtig ist, definierst, woran Du dies erkennst und prüfst, wer es erfüllt. Über unseren Kriterienkatalog kannst Du ebenfalls Anbieter finden, die einzelne Kriterien erfüllen. Wir haben dabei festgestellt, dass die Angaben dazu häufig schwammig und schwer auffindbar sind. Einige Anbieter*innen haben noch Luft nach oben, was die Transparenz betrifft. Auch die Verbraucherzentrale verweist darauf, dass Begriffe wie "nachhaltige", "umweltfreundliche", "klimafreundliche" oder "ethische" Geldanlagen nicht geschützt sind und es folglich keine einheitlichen Mindest-Standards gibt. Mit dem FNG-Siegel existiert allerdings ein erstes Instrument, das die Qualität nachhaltiger Fonds sichern will.
Die vollständigen Anlagekriterien der Verbraucherzentrale findest Du hier.
Schauen wir uns die Ergebnisse zu den wichtigsten Kriterien an:
Arbeits- und Menschenrechte
Hier finden sich die größten Übereinstimmungen bei den untersuchten Kreditinstituten. Weder Verletzungen von Arbeits- und Menschenrechten noch Kinderarbeit sind akzeptabel für die untersuchten Banken. Außerdem können sich Anleger*innen laut dieser Untersuchung sicher sein, dass Unternehmen der Waffen- und Rüstungsbranche hier keine Kredite erhalten.
Klimaschutz
Gerade die kirchlichen Banken erscheinen beim Thema Klimaschutz wenig konsequent. Sieben von acht lassen beispielsweise Investitionen in Erdöl- und Kohle-Geschäfte zu. Es gibt zwar teilweise Schwellenwerte für den Ausschluss, jedoch sind diese mit 20 bis 50 Prozent des Umsatzes so hoch angesetzt, dass Investitionen in Mischkonzerne möglich bleiben.
Atomindustrie
Die Atomkraft ist für die überwiegende Mehrheit der untersuchten Kreditinstitute ein absolutes Ausschlusskriterium. Nur zwei kirchliche Banken sehen dies offenbar anders.
Industrielle Tierhaltung
Die industrielle Tierhaltung ist nur für fünf der 14 analysierten Banken ein Ausschlusskriterium. Alle kirchlichen Banken akzeptieren Geschäfte in diesem Bereich.
Fazit: Vier Banken nachhaltig
Es gibt nur vier Banken in der Untersuchung der Verbraucherzentrale Bremen, die alle neun dort aufgestellten Ausschlusskriterien erfüllen: Die Ethikbank, die GLS Bank, die Triodos Bank und die Umweltbank. Insbesondere die kirchlichen Banken scheinen den Themen Klimaschutz und industrielle Tierhaltung nur wenig Gewicht beizumessen. Dies verwundert besonders in Anbetracht der zweiten Enzyklika von Papst Franziskus: Seine “Laudato si” kann als klare Aufforderung zum Ausstieg aus Kohle und Erdöl und damit zu einer Dekarbonisierung der Wirtschaft verstanden werden. Natürlich sind nicht alle Banken der Untersuchung katholisch - Klimaschutz ist keine Konfessionsfrage!Wer jetzt selbst mit seinem Geld Nachhaltiges bewegen will, muss nicht gleich über Investments nachdenken. Praktisch jede*r verfügt über ein Girokonto und kann entscheiden, bei welcher Bank er / sie dies führen möchte. Unsere Kriterien und auch der Test der Verbraucherzentrale geben Dir gute Hinweise, welche Bank sich besonders für Dich eignet. Ein erster Schritt zum nachhaltigen Investieren ist damit bereits getan. Geldanlagen mit Werte-Anspruch gehen dann noch einen Schritt weiter: Je nach den eigenen Präferenzen ist eine Aufteilung in sehr sichere, mittelsichere und risikofreudige Anlageprodukte sinnvoll. Die Proportionen hängen wiederum vom eigenen Kapital, dem Sicherheitsbedürfnis und der Renditeerwartung ab. Auch wünschen sich viele Anleger*innen, gezielt herausragend sinnvollen Projekten den Rücken zu stärken. Besonders nachhaltige Crowdfunding-Plattformen und Direktbeteiligungen sind hierfür gut geeignet.
Marktcheck der Verbraucherzentrale: Wie sozial und ökologisch sind nachhaltige Banken wirklich?
Ausführliche Ergebnisse im Banken- und Produktcheck
Stand: 15. März 2018.