Blog | YouTube | | |

Impact: Wie wirken welche nachhaltigen Geldanlagen?

Wenn Du Dir Klarheit verschaffen willst, wie sich Deine Anlageentscheidung auf die nachhaltige Entwicklung auswirkt, dann reicht es nicht, auf Werbebotschaften zu hören. Anbietende suggerieren häufig, dass ihre Anlageprodukte zugleich sicher und profitabel seien, und dabei gleichermaßen die Welt verbessern.

So einfach ist es aber nicht. Wir müssen die unterschiedlichen Wirkungsmechanismen differenzieren, um zu verstehen, zu welchen Effekten Deine Anlageentscheidungen führen können. Hierzu haben wir Dir eine Übersicht zusammengestellt, die auf wissenschaftlichen Einschätzungen basiert.

Zwei Bedingungen für Impact

Unterschied beim Unternehmen Unterschied in der Welt

Damit Deine Anlageentscheidung einen direkten Impact hat, muss sie zwei Bedingungen erfüllen:

  1. Die Anlageentscheidung macht einen Unterschied beim Investierten Unternehmen.
  2. Das unterstützte Unternehmen generiert mehr Nachhaltigkeit in der physischen Welt.

Auf dieser Seite geht es darum, ob und in welcher Weise Deine Anlageentscheidung einen Unterschied macht. Mehr darüber, wie man die Nachhaltigkeit der Unternehmen selbst abschätzen kann, erfährst Du hier. Dort erfährst Du auch, wie Du ausschließen kannst, dass Deine Geldanlage nicht in Geschäfte verwickelt ist, die Du nicht mit Deinem Gewissen vereinbaren kannst.

Hast Du den Impact ausgelöst?

Die erste wichtige Unterscheidung ist, wem der Impact zugeschrieben werden kann. Diese Differenzierung wird unter anderem im „The Investor's Guide to Impact” von der Züricher Universität durch Florian Heeb und Julian Kölbel beschrieben:

Dein Beitrag Der Beitrag des Unternehmens

Investor Impact: Deine Anlageentscheidung ermöglicht das Wachstum eines nachhaltigen Unternehmens oder regt im Unternehmen Verbesserungen der Nachhaltigkeit an. In diesen Fällen kannst Du Dir den Impact selbst zuschreiben. Ein Beispiel hierfür wäre ein Investment in ein nachhaltiges Start-up.

Company Impact: Die Aktivität des Unternehmens hat einen Impact, der dem Unternehmen selbst zuzuschreiben ist, weil es dies auch ohne Dein Kapital getan hätte. Auch hiervon kannst Du gegebenenfalls reinen Gewissens profitieren, beispielsweise durch ein Investment in die Aktie eines Herstellers von Windrädern.

Welche Wirkungsmechanismen gibt es?

Im Unternehmen selbst muss die Geldanlage transformative Realinvestitionen auslösen.

Eine Geldanlage wirkt nachhaltig, wenn sie zu transformativen Realinvestitionen führt, die einem Nachhaltigkeitsziel dienen, wie beispielsweise der Reduktion von CO2-Emissionen.

Dieser Definition und den folgenden Beschreibungen von Wirkungsmechanismen liegt insbesondere das 2021 erschienene Verbraucherzentrale-Gutachten von Marco Wilkens und Christian Klein zugrunde: „Welche transformative Wirkungen können nachhaltige Geldanlagen durch Verbraucherinnen und Verbraucher haben”.

Eine nachhaltige Geldanlage kann grundsätzlich über mehrere Mechanismen gleichzeitig wirken. Auf nachhaltig-investieren.com findest Du direkt bei den Anlageformen und den Produktbeispielen Impact-Hinweise auf Wirkungsmechanismen.

Direkter Impact durch zusätzliches Kapital

Kernidee: Indem transformative Unternehmen zusätzliches Kapital erhalten, welches sie ohne die Geldanlage nicht erhalten hätten, soll das Wachstum nachhaltiger Unternehmen ermöglicht werden.

Insbesondere:

  • Jungunternehmen
  • Social Businesses
  • KMU in Entwicklungsländern
  • Kapitalerhöhungen nachhaltiger AGs

Meinung: Diesem Mechanismus trauen wir die höchste Wirksamkeit zu.

Details

Direkter Impact durch Unternehmenswandel

Kernidee: Durch die Ausübung von Stimmrechten (Voting) und Dialoge mit dem Management (Engagement) soll eine Unternehmerische Tätigkeit in Richtung Nachhaltigkeit verschoben werden.

Insbesondere:

  • Fonds
  • Aktien

Meinung: Unternehmenswandel ist möglich und wichtig. Wie häufig durch das Engagement signifikante Veränderungen ausgelöst werden, lässt sich leider schwer nachvollziehen.

Details

Indirekte Effekte: Unternehmens­wandel durch Stakeholder-Wissen

Kernidee: Das Verhalten von Stakeholders gegenüber einem Unternehmen verändert sich durch die Geldanlage, wenn sich Investoren beim Anlegen intensiver mit der Nachhaltigkeit einzelner Unternehmen befassen. Dies könnte indirekt beim Unternehmen zu Änderungen führen, die beispielsweise durch ein verändertes Konsumverhalten von Stakeholders hervorgerufen werden.

Insbesondere:

  • Einzelunternehmen (Aktien, Anleihen, nachrangige Geldanlagen)
  • Bei hoher Transparenz auch Fonds, Renten und Banken

Meinung: Eine starke Unternehmens-Community hat ihren Einfluss. Wie häufig dadurch signifikante Änderungen hervorgerufen werden, lässt sich leider schwer nachvollziehen.

Details

Kapitalbeschaffungskosten kontroverser Unternehmen erhöhen

Kernidee: Durch das Entziehen von Kapital aus kontroversen Geschäftsfeldern sollen die Kapitalkosten der darin agierenden Unternehmen steigen.

Insbesondere:

  • Fonds
  • Rentenversicherungen
  • Bankeinlagen

Meinung: Damit vermeidest Du es in Geschäfte verwickelt zu sein, die mit Deinen persönlichen Werten nicht vereinbar sind.

Details

Was bedeutet das für Deine Anlageentscheidungen?

Wenn Du Dir nichts vormachen willst, dann solltest Du Dir klar machen, welche Wirkung Deine Anlageentscheidung haben kann und welche nicht. Grundsätzlich sollte Dein Anlageportfolio gut gemischt sein, damit die Sicherheit, die Rendite und die Liquidität sichergestellt werden. Wenn Du einen hohen direkten Impact haben willst, kannst Du dafür ergänzende Geldanlagen beimischen, bei denen Du auf Rendite verzichtest oder möglichst bewusst begrenzte Risiken eingehst. Grundsätzlich empfehlen wir Dir vor Anlageentscheidungen eine professionelle Anlageberatung.

Impact-Investments: Erfahre mehr über die Wirkungsmechanismen

Die Wirkung von Anlageentscheidungen auf die Nachhaltigkeit (Impact) ist eine wissenschaftlich bearbeitete Fragestellung. Wir haben dafür mehrere wissenschaftliche Arbeiten ausgewertet und mit eigenen Einschätzungen ergänzt, die wir im Text als unsere Meinung deklariert haben.

Direkter Impact durch zusätzliches Kapital

Indem transformative Unternehmen zusätzliches Kapital erhalten, welches sie ohne die Geldanlage nicht erhalten hätten, soll das Wachstum nachhaltiger Unternehmen ermöglicht werden. Dabei ermöglicht Dein Kapital direkt mehr Nachhaltigkeit, indem es transformative Realinvestitionen auslöst, die ohne die Geldanlage nicht entstanden wären.

Hierfür kommen Unternehmen mit einem Kapitalbedarf infrage, die es mit ihrer Finanzierung schwer haben. Dies können Start-ups, kleine Projekte oder Social Businesses mit nachhaltigen Geschäftsmodellen sein. Auch kleine und mittelständische Unternehmen in Entwicklungsländern sind eine Möglichkeit. Ebenfalls diesem Wirkungsmechanismus zugeschrieben werden können Kapitalerhöhungen nachhaltiger Aktiengesellschaften.

Beim zusätzlichen Kapital muss per Definition des VZ-Gutachtens auf finanzielle Rendite verzichtet werden. In einer wissenschaftlichen Literaturauswertung zu Wirkungsmechanismen wird von Kapital zu Vorzugskonditionen gesprochen, d.h. zu besseren Bedingungen als es diese Unternehmen von präferenzneutralen Investoren erhalten würden. Daher fallen unserer Auffassung nach hochriskante und renditeschwache Geldanlagen in dieselbe Wirkungskategorie. Ebenfalls als Renditeverzicht aufgefasst werden kann eine Unterstützung, die über das Finanzielle hinaus geht, wie beispielsweise kostenlose Beratung oder Kontaktherstellung für Start-ups.

Als Anlageformen können hierbei Direktinvestitionen, Aktien, Anleihen, Genossenschaftsanteile, nachrangige Darlehen oder nachrangige Genussrechte infrage kommen. Es gibt aber auch Fonds, die einen eingebauten gemeinnützigen Spendenmechanismus enthalten, der ebenfalls zusätzliches Kapital generiert.

Theoretisch könnten Fondsmanager auch direkten Impact durch zusätzliches Kapital erzeugen, wenn sie riskante oder renditeschwache Investments in ihren Fonds beimischen würden. Dafür sind jedoch wenige Beispiele bekannt. Prinzipiell wären Fondsmanager dafür prädestiniert, da sie Risiken besser beurteilen und zugleich besser streuen können als Privatanleger:innen. Impact Investments sind ebenfalls ein interessantes Thema für Family Offices, Business Angels und Venture Capitalists.

Meinung: Der größte Impact lässt sich durch zusätzliches Kapital erzielen. Auf Basis einer seriösen Anlageberatung kann geprüft werden, ob und wie solche Anlagen zu einem überschaubaren, tragbaren Anteil mit in das Anlageportfolio aufgenommen werden können. Die genaue Einordnung der Anlageprodukte in den Wirkungsmechanismus ist jedoch nicht immer einfach. Beispielsweise ist der Zubau erneuerbarer Energien grundsätzlich gut für den Klimaschutz. Dennoch lässt sich im Einzelfall schwer sagen, ob ein konkretes Projekt auch ohne die spezifische Geldanlage zustande gekommen wäre. Bei Start-ups lässt sich dies schon einfacher annehmen. Jedoch sind die Investments in Jungunternehmen hochriskant.

Direkter Impact über Unternehmenswandel

Unternehmen sollen sich hin zu mehr Nachhaltigkeit wandeln, weil Aktionäre ihre Stimmrechte (Voting) ausüben und proaktiv in einen Dialog mit dem Management (Engagement) gehen. Diese Wirkung kann prinzipiell bei Aktien und durch Asset-Manager bei Fonds entfaltet werden. Beim FNG-Siegel fließen derartige Anstrengungen in die Kür ein, für die Sternchen vergeben werden.

Ob Unternehmen dadurch wirklich nachhaltiger werden oder ob es bei folgenlosen Absichtserklärungen bleibt, konnte laut dem VZ-Gutachten nicht wissenschaftlich nachgewiesen werden. Erstaunlicherweise kommt der Artikel „Can Sustainable Investing Save the World? Reviewing the Mechanisms of Investor Impact” zu einem gegenteiligen Ergebnis. Dieser bewertet den gesamten Wirkungsmechanismus als analysiert und hält die Wirksamkeit von Engagement für bewiesen. Als Beleg dafür werden Steigerungen in ESG-Ratings durch Aktionärsanträge herangezogen.

Zu einer positiven Einschätzung der Wirksamkeit kommt auch eine Umfrage unter 205 börsennotierten Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vom CRIC e. V. und dem NKI – Institut für nachhaltige Kapitalanlagen. Hierbei wurden Erfahrungswerte mit Dialogstrategien abgefragt. Von den angeschriebenen Aktiengesellschaften haben 37 Selbstauskünfte erteilt: 95 Prozent der befragten Unternehmen wurden aktiv auf Nachhaltigkeitsaspekte angesprochen. Dabei wurden bei über 70 Prozent der Gespräche konkrete Forderungen gestellt. Zwei Drittel der Unternehmen haben angegeben, dass die Forderungen zu entsprechenden Maßnahmen geführt hätten. Wie relevant diese Maßnahmen für die Nachhaltigkeit sind, wurde nicht bewertet.

Meinung: Unserer Ansicht nach ist es eine gute Grundidee, weniger nachhaltige Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit zu motivieren. Ob die Idee auf diese Weise signifikant – sprich über Absichtserklärungen hinausgehend – umgesetzt werden kann, erscheint uns nicht abschließend geklärt.

Es wäre wichtig, dass Asset-Manager und Transparenzpflichten für mehr Nachvollziehbarkeit über Forderungen und konkrete Veränderungen sorgen würden und diese idealerweise anstelle von Selbstauskünften auf unabhängigen Bewertungen basieren würden.

Ein Investment in ein wenig nachhaltiges Unternehmen bleibt zunächst ein Investment in ein wenig nachhaltiges Unternehmen. Aus Gesichtspunkten der Anlage erscheint dies für eine breite Streuung der Risiken zweckmäßig. Für ein reines Gewissen hierbei sind Mindest-Ausschlusskriterien erforderlich, wenn man beispielsweise nicht in den Ölkonzern mit größter CSR-Abteilung investiert sein will.

Indirekte Effekte: Unternehmens­wandel durch Stakeholder-Wissen

Das Verhalten von Stakeholdern gegenüber einem Unternehmen ändert sich durch die Geldanlage, wenn sich Investoren beim Anlegen intensiver mit der Nachhaltigkeit einzelner Unternehmen befassen. Dies könnte indirekt beim Unternehmen zu Änderungen führen, die beispielsweise durch ein verändertes Konsumverhalten von Stakeholdern angereizt werden.

Die Wirkung durch Stakeholder-Wissen ist nur indirekt, da das Unternehmen grundsätzlich leicht an Geld kommt. Die Realinvestition in das Unternehmen wäre auch ohne die spezifische Geldanlage zustande gekommen. Indirekte transformative Wirkungen sind bei allen nachhaltigen Geldanlagen denkbar. Jedoch ist deren Impact bei Einzelunternehmen (Aktien, Green Bonds, Anleihen) höher als bei Fonds und ETFs, da hierbei die Beschäftigung mit Einzelunternehmen intensiver ist. Das VZ-Gutachten attestiert derartigen Effekten eine schwere Messbarkeit.

Meinung: Etablierte und erfolgreiche Unternehmen mit einem nachhaltigen Kerngeschäft sind etwas Wunderbares. Du kannst davon reinen Gewissens profitieren, auch wenn dein Investment in das Unternehmen keinen direkten Unterschied für die nachhaltige Entwicklung macht. Orientierung hierbei bieten Ausschlusskriterien, um eben nicht doch in kontroverse Geschäfte involviert zu sein. Insbesondere bei Ausschlusskriterien, die Dir sehr am Herzen liegen, solltest Du Dir auch die Ausnahmen und Toleranzbereiche der Regeln genau anschauen. Beispiele für Ausschlusskriterien findest Du hier.

Kapitalbeschaffungskosten kontroverser Unternehmen durch Divestment bzw. Ausschlüsse erhöhen

Durch das Entziehen von Kapital aus kontroversen Geschäftsfeldern sollen die Kapitalkosten der darin agierenden Unternehmen steigen. Je mehr Menschen divestieren, desto höher sollen die Kapitalbeschaffungskosten kontroverser Unternehmen werden, wodurch diese geschwächt werden. Dies kann durch ein Divestment, sprich Aussortieren unreiner Geldanlagen erfolgen, außerdem durch das Investieren in Geldanlagen, welche die Einhaltung der Ausschlusskriterien versprechen, die zum eigenen Wertekorsett passen. Verstärkt werden können die Effekte des Divestments, indem Du wahrnehmbar darüber sprichst, in was Du investierst und wovon Du aus ethischen Gründen die Finger lässt.

Ausschlusskriterien spielen insbesondere bei Fonds, Renten und Banken eine Rolle.

Laut dem VZ-Gutachten zeigen erste empirische Studien, dass Divestment negative Effekte auf die Aktienkurse der Unternehmen und positive auf deren Nachhaltigkeit haben könne. Jedoch sei es noch zu früh, um diesen Wirkungskanal abschließend zu beurteilen.

Die Divestment-Bewegung kann im Bereich fossiler Energieträger atemberaubende Erfolge vorweisen. Die Kapitalbeschaffungskosten von Unternehmen im Bereich Kohle, Öl und Gas sind gestiegen. Dass dies am Divestment liegt, glaubt Florian Heeb vom Center for Sustainable Finance and Private Wealth (CSP) an der Uni Zürich jedoch nicht. Er sieht als Triebfeder vielmehr die Klimarisiken der Fossilunternehmen.

Meinung: Es ist ein wichtiges Statement, bei bestimmten Geschäften einfach nicht mitzumachen. Entscheidend für das persönliche Empfinden ist es, dem eigenen Gewissen konsequenter zu folgen. Wichtig ist es außerdem auch für die indirekten Effekte, die durch Imageveränderungen hervorgerufen werden. Jedoch reicht die Ablehnung kontroverser Geschäfte nicht aus: Um die Welt zu verändern, müssen zugleich nachhaltige Alternativen aufgebaut und etabliert werden. Diese müssen jedoch nicht zwingend der Logik einer Skalierung folgen, sondern Ressourcenverbräuche effektiv reduzieren. Mehr darüber, wie Du divestieren kannst, erfährst Du hier. Beispiele für Ausschlusskriterien findest Du hier.