Metastudie belegt: Nachhaltigkeit ist ein Vermögenswert (Asset)
Wie eine aktuelle Studie des Instituts für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) (interner Link auf kurartierten Beitrag) im Auftrag des Marktforschungsinstituts GfK herausfand, sind viele Menschen (40 %) bereit, in nachhaltige Geldanlagen zu investieren. Doch nur ein verschwindend geringer Teil von ihnen tut es wirklich (4,8 %). Gründe dafür sind neben mangelnder Transparenz hinsichtlich der Angebote, fehlenden Produktinformationen und Beratungsangeboten die Befürchtung der Anleger, ein höheres Anlagerisiko in Kauf zu nehmen (31 %) oder eine schlechtere Rendite zu erzielen (23 %). Doch sind nachhaltige Geldanlagen wirklich risikoreicher und weniger rentabler?
Nachhaltigkeit ein Wettbewerbsfaktor?
Inwieweit sich Nachhaltigkeit auf die Performance von Unternehmen auswirkt, hat die Meta-Studie „From the Stockholder to the Stakeholder – How Sustainability can drive Financial Outperformance“ untersucht. Sie wertete mehr als 200 Studien und Veröffentlichungen aus und nutzte damit die am breitesten verfügbare Datenbasis hinsichtlich Nachhaltigkeit in Unternehmen. Die Studie wurde von der Universität Oxford in Kooperation mit dem Arbescqe Asset Management erstellt.
Im Ergebnis zeigte sich: Die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien wirkte sich unmittelbar positiv auf die wirtschaftliche Performance von Unternehmen aus. Sie ging einher mit:
- einer Reduzierung von Kapitalkosten (das Ergebnis zeigten 90% der untersuchten Studien)
- besseren wirtschaftlichen Unternehmensergebnissen (das war bei 88% der Studien der Fall)
- einem positiven Einfluss auf Aktienkurse von Unternehmen (80% der untersuchten Studien)
In den folgenden drei Bereichen konnten ebenfalls positive Effekte festgestellt werden:
- Risikovermeidung
- betriebswirtschaftliche Performance
- Reputation
So lassen sich Risiken durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeits-Standards besser vermeiden. Zum Beispiel verursachen humanitäre und Naturkatastrophen nicht nur unsägliches Leid, sie haben ebenso enorme Kursverluste zur Folge. Die Vermeidung von Schadstoff-Ausstößen und die Verringerung des Einsatzes von Ressourcen ist – ökonomisch betrachtet – ebenfalls sinnvoll. Anleger, die hohen Wert auf Nachhaltigkeit legen, erleichtert dies die Investitionsentscheidung.
Integration von Nachhaltigkeit verändert die Perspektive
Vieles spricht somit dafür, Nachhaltigkeits-Standards in Unternehmen zu integrieren. Setzen aus diesen Gründen immer mehr Unternehmen auf Nachhaltigkeit? Nicht lange ist es her, da galt Nachhaltigkeit in Unternehmen mehr als „Add-on“, also Zusatz und ein „Nice-to-have“ statt „Must have“. Inzwischen ist die Erkenntnis in vielen Unternehmen gereift, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit einander tatsächlich nicht ausschließen, sondern wechselseitig bedingen. Laut der Meta-Studie weisen inzwischen 72% der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte aus. Die Meta-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die Implementierung von Nachhaltigkeit den Unternehmenswert von Unternehmen erhöht.
Was die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in Unternehmen jedoch wesentlich interessanter macht, ist die Verschiebung des Blickwinkels. Durch die Einbindung von Nachhaltigkeitsaspekten verändert sich der Blick in Richtung Langzeitperspektive. Risiken und Auswirkungen unternehmerischen Handelns werden stärker mitbedacht, während der Blick auf kurzfristige Gewinne und Gewinnmitnahmen diese nicht berücksichtigt.
Wenn sich also zeigt, dass Nachhaltigkeit tatsächlich ein felsenfester Wettbewerbsvorteil für Unternehmen ist und Unternehmen, die nachhaltig agieren, zu besseren wirtschaftlichen Ergebnissen kommen, kann dann die Rendite-Erwartung bei nachhaltigen Investments langfristig gesehen niedriger sein und das Ausfallrisiko wirklich höher?
Geschrieben von Dr. Katja Reisswig
Dr. Katja Reisswig ist freie Redakteurin und Bloggerin. Sie hat das das branchenübergreifende B2B-Portal Technewable.com für die grüne Wirtschaft ins Leben gerufen. Sie schreibt über Themen rund um Nachhaltigkeit, Energiewende, grüne Innovationen und Technologien mit Blick auf Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen und andere Akteure der Green Economy.