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Ostern: Die Fastenzeit ist vorbei, jetzt die Schöpfung bewahren!

Ostern: Die Fastenzeit ist vorbei, jetzt die Schöpfung bewahren!

Ostersonntag wird die Auferstehung von Jesus Christus gefeiert. Damit beginnt zum einen die so genannte österliche Freudenzeit, welche bis Pfingsten andauert und früher mit drei freien Arbeitstagen begann – heute bleibt uns immerhin der Ostermontag. Zum anderen endet damit die Fastenzeit, welche vom Aschermittwoch bis Ostern 40 Tage lang dauert.

Heute nutzen nicht nur gläubige Christen, sondern auch Atheisten, Agnostiker und Anhänger anderer Religionen oder spiritueller Auffassungen die Fastenzeit als Anlass, um "auf etwas zu verzichten". Ob nun Christ oder nicht: Für viele handelt es sich bei dem Objekt ihres Verzichts nicht nur um die kleinen Sünden des Alltags, wie Süßigkeiten oder Alkohol, sondern sogar um die Konsummuster, welche unser Leben bestimmen. "Klimafasten" heißt es etwa, wenn auf Auto fahren, Fliegen oder Fleisch essen verzichtet wird. Nun ist es wohl kaum keine Errungenschaft, wenn gerade einmal 40 Tage lang auf das Fliegen verzichtet wird, doch bietet das Fasten eine gute Gelegenheit, den eigenen Alltag zu überdenken und zu verändern – unter Umständen mit Auswirkungen auf das ganze Jahr.

Begründungen für das Klimafasten finden sich auch im christlichen Glauben. Eine unter Christen weit verbreitete Auffassung ist das Verständnis der Schöpfung als Leihgabe von Gott, für die es Verantwortung zu übernehmen gilt. Das heißt, die Erde darf und soll bewirtschaftet werden, weiterhin solle sich der Mensch "mehren", doch gleichzeitig soll die göttliche Schöpfung auch bewahrt werden (Gen 2,15).

In Deutschland äußern sich die Vertreterinnen und Vertreter der katholischen und evangelischen Kirche seit mehreren Jahrzehnten immer wieder zu dieser Schöpfungsverantwortung. Dabei geht es ihnen in der Regel um Arten- und Klimaschutz, aber auch um ethische Fragen.

Die Kirchenvertreter rufen nicht nur zu mehr Nachhaltigkeit auf, sie setzen solche Forderungen teilweise sogar selber um – in ihren eigenen Kirchenbauten oder im Rahmen ihrer entwicklungspolitischen Arbeit.

Auch international fordern immer mehr Akteure der Kirchen einen konsequenten Umwelt- und Klimaschutz – bis hin zu Papst Franziskus. In seiner Umwelt-Enzyklika vom Juni 2015 fordert er unter anderem den Ausbau erneuerbarer Energien. Regierungen und Bürger rief er dazu auf, umweltschädliche Produkte zu boykottieren, um dem durch Menschen verursachten Klimawandel entgegenzutreten.

Folgen den Worten nun auch Taten?

Wenn es um die konkrete Frage geht, wie die Kirchen ihr Geld anlegen und nach welchen Kriterien die kirchlichen Banken investieren, verblassen die ambitionierten Forderungen leider schnell wieder.

Wie wir bereits darlegen konnten, ist bei kirchlichen Banken Klimaschutz kein großes Thema. Sieben von acht großen kirchlichen Banken lassen etwa Investitionen in Erdöl- und Kohle-Geschäfte zu.

Auch die Kirchen selbst legen ihr Geld oft nach intransparenten Kriterien an. Dabei geht es nicht um wenig Geld. Das Erzbistum Köln (katholische Kirche) etwa nahm 2015 rund 627 Millionen Euro an Kirchensteuern ein und legte 2,5 Milliarden Euro am Finanzmarkt an. Damit ist das Erzbistum Köln nicht einmal ein Extremfall. Auch die anderen Bistümer verwalten Anlagevermögen zwischen 100 Millionen und mehreren Milliarden Euro.

Doch nach welchen Kriterien wird das Geld angelegt? Die Kirchen hüllen sich in Schweigen. Das Recherche-Büro Correctiv drängt seit einiger Zeit das Erzbistum Köln auf Auskunft. Die Argumentation: Die Kirchensteuer wird staatlich eingezogen und sollte daher genauso transparent sein wie staatliche Steuern. Das Erzbistum Köln hingegen betont, dass ein Bistum keine Behörde und damit nicht auskunftspflichtig sei. Noch ist offen, wie der hiermit befasste Rechsstreit ausgeht.

Sofern Correctiv mit der Auskunftsklage Recht bekommt, wird nicht nur das Erzbistum Köln die Investitionen offenlegen müssen, sondern auch alle 26 anderen katholischen Bistümer sowie die 20 evangelischen Landeskirchen.

Aktuell investieren Kirchen vor allem auf Grundlage von moralischen Kriterien – ausgeschlossen werden etwa Firmen, die mit Waffen oder Pornografie ihr Geld verdienen. Auch Unternehmen, die Verhütungsmittel produzieren, werden oftmals ausgeschlossen. Inwieweit das moralisch begründbar ist, bleibt eine umstrittene Interpretationsfrage.

Unumstritten ist jedoch, dass um die Schöpfung zu bewahren, Nachhaltigkeit aus den Appellen und Beschlüssen in das Handeln der Kirchen einfließen muss. Dabei braucht es beides: Transparenz bei den Anlege-Kriterien und Sorgfalt bei der Auswahl der Investitionsmöglichkeiten.

Für Interessierte schlüsselten wir auf Basis der Arbeit von Verbraucherschutz-Zentralen das Handeln der kirchlichen Banken hinsichtlich ihrer Verantwortung im Umweltbereich auf.

Marius Hasenheit

Geschrieben von Marius Hasenheit

Marius Hasenheit arbeitet am Think Tank Ecologic Institut. Freiberuflich ist er als Berater (strategischer) Kommunikation tätig. Gern schreibt er auch über Umweltthemen – hier bei nachhaltig investieren, bei Zeitungen wie Der Freitag oder Süddeutsche Zeitung oder dem transform Magazin, dessen Mitherausgeber er ist.