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Fluchtursachen lindern, vor der eigenen Tür kehren

Fluchtursachen lindern, vor der eigenen Tür kehren

Deutsche Banken unterstützen Rüstungsfirmen mit zurzeit mehr als neun Milliarden Euro. Deutsche Waffenexporte in den Nahen Osten haben sich in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Schattenseiten wie diese wurden mit der Neuauflage der bedeutsamen Studie "Dirty Profits – Unser Geld für Rüstungsexporte in Kriegs- und Krisengebiete" dank der NGOs `Urgewald´ und `Facing Finance´ einmal mehr in die öffentliche Wahrnehmung gerückt. Sogar die Tagesschau berichtete.

Statt uns nur über die grässliche, heuchlerische Doppelmoral zwischen Friedensreden und Export-Genehmigungen zu ärgern und mit dem Finger auf immer höher werdende Mauern um die Wohlstandsinsel Europa zu zeigen, wollen wir uns darauf konzentrieren, wie Sie, Du und ich hier und jetzt Fluchtursachen vor der eigenen Tür lindern können.

Wir selbst können über eine friedlichere Zukunft mit unserem Geld abstimmen und haben dafür bereits alle nötigen Alternativen selbst in der Hand. Mit jedem ethisch-ökologisch anlegenden Menschen steigt nicht nur der Druck auf Banken und Politik – es fühlt sich auch richtig gut an, selbst nicht mehr zu Fluchtursachen beizutragen, sondern Teil der Lösung zu sein.

Die meisten Banken tun noch nicht, was ihre Kunden wollen

Es ist bei weitem nicht so, dass den in Deutschland lebenden Bankkunden und Wählern die Verwicklung in Waffengeschäfte gleichgültig wäre. Laut dem Tagesschau-Artikel von Anja Bröker…

... wollen die meisten ihr Geld nicht an Unternehmen mit Rüstungsgeschäften verleihen.

… wollen 76 % der Befragten ein Verbot von Investitionen im Bereich von Rüstung und Waffen (VZ Bremen)

… sind für die Hälfte der Bankkunden Waffengeschäfte ein Grund, das Finanzinstitut zu wechseln.

… wollen knapp zwei Drittel der Deutschen einen Stopp aller Rüstungsexporte. (YouGov)

Wir können den Druck erhöhen, sei es als Bankkunden, Wählerinnen, Friedensaktivisten oder Politikerinnen: Akzeptanz und Toleranz für Waffengeschäfte treibt Menschen unmittelbar in die Flucht aus ihrer Heimat und verursacht den Verlust geliebter Menschen. Wenn wir aufhören, der Ignoranz erleichternden Vertuschungs-Strategie der Finanzindustrie auf den Leim zu gehen und schlicht simple, bequeme Konsequenzen ziehen, dann setzen wir die richtigen Zeichen in eine die Menschenwürde respektierende Richtung.

Noch verwickelt, ohne es zu wollen?

Auf einen Wertewandel in klassischen Banken zu warten, dauert zu lange. Lediglich die Deka Bank schließt aktuell unter den untersuchten konventionellen Banken die Finanzierung von Rüstungsunternehmen kategorisch aus.

Vertrauen Sie Sparkassen und Volksbanken?

Selbst deren Fondsgesellschaften schließen Geschäfte mit dem Krieg nicht aus. Aktuell verwickelt sind (in €): UniCredit Group / Hypovereinsbank (4.463 Mrd.), DWS (3.500 Mrd.), Deutsche Bank (1.932 Mrd.), Commerzbank (1.747 Mrd.), Bayern LB (825 Mio.), Deka Investment - Sparkassen-Fondsanbieter (760 Mio.), Allianz (596 Mio.) und Union Investment - Volksbanken-Fondsgesellschaft (540 Mio.).

Immerhin können Kunden bei Union Investment – falls sie darauf hingewiesen werden oder es von sich aus merken – auch einen nachhaltigen Fonds wählen.

Wie wir es besser machen

Wenn Sie ausschließlich auf waffenfreie Anbieter setzen wollen, finden Sie diese in unserem Anbieterverzeichnis für ethisch-ökologische Geldanlagen. Auch die Anlageformen haben wir für Sie beschrieben. Wir tragen derzeit viele weitere Ratgeber-Informationen für Sie zusammen. Es lohnt sich, wieder vorbeizuschauen.

Kilian Rüfer

Geschrieben von Kilian Rüfer

Kilian Rüfer setzt sich dafür ein, dass Finanzhebel von destruktiv auf konstruktiv gestellt werden. Der gelernte Mediengestalter und Ingenieur für erneuerbare Energien ist Energieblogger und betreibt die Kommunikationsagentur SUSTAINMENT.