
Wie klimafreundlich sind konventionelle Fondsanbieter wirklich?
Schon aufgefallen? Es werden immer mehr nachhaltige Fonds angeboten. Inzwischen kommen sie aus allen Richtungen, auch von den großen internationalen Vermögensverwaltungen wie Allianz, BlackRock oder UBS. Wie klimafreundlich kann ein Fonds sein, wenn die Anbieter selbst in Klimazerstörung investieren? Eigentlich erzählen fast alle großen Vermögensverwalter, dass ihnen Klimaschutz am Herzen läge. Ist das Greenwashing oder ein ernstzunehmender Change-Prozess?
„InfluenceMap” macht Klimabilanz internationaler Vermögensverwaltungen transparent
Das Projekt “InfluenceMap” hat seit 2018 rund 50.000 Portfolios, Engagement-Prozesse sowie Aktionärsbeschlüsse von Vermögensverwaltungen ausgewertet. Dazu gehörten auch die Global Player der Finanzbranche. Für die Studie wurden eigene Methodiken entwickelt, um die Klimabilanz der jeweiligen Verwaltungsgesellschaften zu erfassen. Die daraus entstandene FinanceMap soll Privatinvestor*innen bei ihrer Einschätzung der Fondsanbieter helfen. Sie soll aber auch eben den Anbietern einen Leitfaden an die Hand geben, wie sie sauberer werden könnten.
Das zeigt die „Influence Map”:
Werden Pariser Kliamschutzziele umgesetzt?
Da es keine internationalen Standards bezüglich der Klimabilanz von Portfolios gibt, entwickelte “InfluenceMap” die PACTA-Analyse. Um die Portfolios der Vermögensverwaltungen auf ihre Klimaschutzorientierung zu analysieren, griff die Studie auf das “Unter-2-Grad-Szenario” der Internationalen Energieagentur (IEA) als Grundlage zurück. Dabei wurde anhand gegenwärtiger und prognostizierter Unternehmensdaten ermittelt, wie weit Vermögensverwalter davon entfernt sind, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Die Ergebnisse konnten zwischen +100 % (Anstrengungen gehen weit über Pariser Ziele hinaus) und -100 % (keinerlei Anstrengungen in Richtung Pariser Klimaziele). 0 % besagt also, dass die Firmen genau die Anstrengungen unternehmen, die es braucht, die Klimaziele zu erreichen.
Vermögensverwaltung | Entfernung von Pariser Klimazielen |
Allianz GI | -20 % |
AXA IM | -19 % |
BlackRock | -19 % |
BNP Paribas IM | -20 % |
BNY Mellon IM | -17 % |
Capital Group | -16 % |
Credit Agricole AM | -17 % |
Goldman Sachs | -21 % |
JPMorgan Chase | -18 % |
Legal&General IM | -21 % |
Morgan Stanley IM | -16 % |
UBS AM | -21 % |
Werden Anstrengungen unternommen, die CO2-Bilanz zu ändern?
Zudem wurde das Engagement der Vermögensverwaltungen in Sachen Klimaschutz untersucht. Dazu analysierte die Studie Shareholder-Prozesse, wie Abstimmungen, Klimaresolutionen und Klima-Lobbyarbeit. Vermögensverwaltungen könnten durch die Zusammenstellung ihrer Portfolios und Investments eine wichtige Rolle im Kampf gegen den Klimawandel spielen. Der Engagement-Score kann von A+ (sehr großes Engagement) bis zu F (kein Engagement) reichen.
Vermögensverwaltung | Engagement-Score |
Allianz GI | B+ |
AXA IM | B+ |
BlackRock | C |
BNP Paribas IM | A+ |
BNY Mellon IM | B+ |
Capital Group | D+ |
Credit Agricole AM | B |
Goldman Sachs | C- |
JPMorgan Chase | C- |
Legal&General IM | A |
Morgan Stanley IM | C |
UBS AM | A- |
Was ist dabei rausgekommen?
Auch wenn es „Testsieger” in der Studie gab, wird deutlich: Solange Vermögensverwaltungen immer noch an Kohle, Öl und Gas festhalten und diese Unternehmen in ihren Portfolios belassen, wird nicht genug gegen den Klimawandel getan. Die „Testsieger” unter den konventionellen Fondsanbietern (u.a. L&G, AXA, Allianz, UBS) richten sich relativ klimafreundlich aus. Im Vergleich mit den schwärzesten Schafen (u.a. BlackRock, JPMorgan) schneiden sie also besser ab. So grün wie ausschließlich nachhaltige Fondsanbieter sind sie aber noch lange nicht.
Besonders auffällig bei den Ergebnissen ist die Kluft zwischen europäischen und amerikanischen Vermögensverwaltungen. Wenigstens haben die europäischen den Knall gehört und beginnen sich in die richtige Richtung zu orientieren, während die US-amerikanischen weiter ihre schmutzige Wäsche waschen, als gäbe es kein Klimaproblem zu lösen. Vor allem BlackRock als größter Vermögensverwalter der Welt ist das Negativbeispiel schlechthin: Mit seinen 6,3 Billionen $ - also unfassbare 6.300 Milliarden! - verwaltetem Vermögen besitzt BlackRock enorm viel Einfluss. Damit einher geht mindestens so viel Verantwortung, welche der US-amerikanische Fondsanbieter jedoch kaum bis gar nicht übernimmt.