In eigene erneuerbare Energie-Projekte investieren
Auch wenn die regulatorischen Hürden bei größeren Erneuerbare-Energien-Projekten hoch sind, steht im Grunde allen Bürger*innen des Landes eine Teilhabe an einer dezentralen Energiewende, auch ohne Förderung, offen. Selbst mit kleinstem Budget gibt es Beteiligungs- bzw. Teilhabe-Optionen. Du kannst in Finanzmarktprodukte im erneuerbaren Energiesektor oder mit kleineren Summen in Crowdinvesting-Projekte investieren. Oder du nimmst die Organisation selbst in die Hand. du kannst eigene Energiewende-Projekte für Deine Wohnung, Dein Gebäude oder in einer Gemeinschaft umsetzen. Folgende Beispiele zeigen, welche Möglichkeiten du hast, um in ein eigenes Erneuerbare-Energien-Projekt zu investieren.
Drei Beispiele für eigene Energiewende-Projekte
Beispiel 1: Energiewende-Projekte für Eigenheimbesitzer
Haus- oder Eigenheimbesitzer*innen sind klassischerweise eine*r der Hauptadressat*innen für erneuerbare Energien. Ihnen stehen viele Optionen zur Nutzung zur Verfügung. So können diese durch entsprechende Investitionen in erneuerbare Energien – sogar langfristig gesehen – ihre Energiekosten in Richtung Null senken. Das funktioniert beispielsweise mit einer Solaranlage auf dem Dach und einem Speicher, mit der die selbst erzeugte Energie tageszeitunabhängig genutzt werden kann. Die Einspeisung des Stroms ins Stromnetz entfällt und wird aufgrund der sinkenden Einspeisevergütungen des EEG immer unattraktiver. Bereits heute lohnt der Eigenverbrauch mehr und selbst erzeugter Strom ist deutlich günstiger als der Strom aus dem Netz.
Inzwischen gibt es zahlreiche Anbieter*innen, welche Eigenheimbesitzer*innen bei der Installation von Solaranlagen und Speichern unterstützen. Eines davon ist das Start-up Zolar, welches als Fullservice-Anbieter Hausbesitzer*innen den Zugang zur Solarenergie so einfach wie möglich macht. Diesen Vorteil können sogenannte Prosumer*innen als Energie-Selbsterzeuger und -verbraucher*innen für sich nutzen und sich damit von ihrer leidigen Stromrechnung verabschieden.
Doch die Solar-Panele auf dem Dach lassen nicht nur die Erzeugung von Strom zu. In Verbindung mit einem Heizungstausch kann beispielsweise eine Wärmepumpe die Energie aus dem Grundwasser, der Erde oder der Luft zur Wärmegewinnung nutzen. Den Strom zum Betrieb der Wärmepumpe liefert wiederum die Solaranlage. Zwar sind die Anschaffungskosten immer noch recht hoch, werden jedoch staatlich bezuschusst. So kann auch im Verlauf einer Umstellung des Heizsystems auf ‘erneuerbar’ der Heizrechnung Adieu gesagt werden. Wird dann der selbst erzeugte Strom im Haus auch noch für das eigene Elektroauto genutzt, entweder durch Anschluss einer Wall-Box oder durch den hausüblichen Stromanschluss, lässt sich der Tankrechnung ebenfalls Goodbye sagen. Zudem bieten Garagendach und Carport weitere günstige Flächen für die Installation von Solarmodulen.
Wenn die Solaranlage mehr Energie erzeugt als für den Eigenbedarf erforderlich und auch der Speicher voll ist, kann der überschüssige Strom entweder ins Netz oder in eine Stromgemeinschaft fließen. Solche Stromgemeinschaften bildet zum Beispiel das junge Unternehmen ‘sonnen’; sie haben ein virtuelles Speichersystem aufgebaut und bieten als einer der ersten Energieversorger eine Energie-Flatrate an. Ihr Ansatz trägt zur Stärkung der Versorgungssicherheit bei, weil alle Community-Mitglieder einander wechselseitig Energie zur Verfügung stellen. Hinzu kommt, dass sich Stromüberschüsse an der Strombörse vermarkten lassen. Das spielt zusätzliche Einnahmen in die Kasse. Auch darum muss sich der Prosumer / die Prosumerin nicht selbst kümmern, sondern überlässt das getrost professionellen Anbieter*innen.
Somit bestehen für Hausbesitzer*innen attraktive Möglichkeiten für eigene Energiewende-Projekte, um sich über einmalige Investitionen langfristig unabhängig mit Energie zu versorgen, von teuren dauerhaften Kosten zu befreien und zudem einen Beitrag für das Klima zu leisten.
Beispiel 2: Mieterstrom-Projekte für Gemeinschafts-Energiewende-Projekte
Doch nicht nur der / die klassische Eigenheimbesitzer*in hat Möglichkeiten, an der Energiewende zu partizipieren: Auch Mieter*innen, Vermieter*nnen und Wohnungsbaufirmen steht die Option in Form von Mieterstrom-Projekten offen. Sie wurden auf den Weg gebracht, um den Anteil erneuerbarer Energien in Städten zu erhöhen. Damit sollen auch Bewohner*innen und Eigentümer*innen von Mehrfamilienhäusern von günstiger erneuerbarer Energie profitieren. Großstädte blieben bislang von der Energiewende weitestgehend „verschont“. Um einen Großteil frei verfügbarer Flächen zur Energieerzeugung zu erschließen und den hohen Energiebedarf von Städten mit direkt vor Ort erzeugter Energie zu decken, gibt es Mieterstrom-Projekte. Die sind jedoch nicht gerade leicht ins Leben zu rufen. Das Start-up prosumergy hat daher ähnlich wie das Unternehmen ZOLAR für Eigenheimbesitzer*innen einen Full-Service für Mieterstrom-Projekte aufgebaut.
Mieter*innen, die hingegen nicht erst auf das eigene Mieterstrom-Projekt warten wollen, können bereits heute ihren erneuerbaren Strom von einem Ökostrom-Anbieter beziehen. Damit unterstützen sie ebenfalls den Ausbau erneuerbarer Energien und erhöhen den Nutzungsanteil.
Beispiel 3: Balkonkraftwerk für Mieter*innen und Wohnungseigentümer*innen
Auch die Nutzung von beispielsweise Plug&Play-Geräten im Alltag trägt zumindest ein Stück weit dazu bei, auf erneuerbare Energie zuzugreifen. Hier gibt es beispielsweise Kleinst-Solaranlagen wie das Balkonkraftwerk, welches für den Einsatz im Haushalt geeignet ist und ohne separate Anschlüsse auskommt. Kleine Solar-Ladegeräte, wie es sie in unterschiedlichster Ausprägung inzwischen am Markt gibt, können zum regelmäßigen Aufladen von elektrischen Geräten, wie beispielsweise Smartphones, genutzt werden. Selbst Kleinst-Windkraftanlagen gibt es, die erneuerbaren Strom erzeugen. Auch wenn es sich hierbei nur um kleine Erträge handelt. Nutzen diese Optionen viele Menschen, entsteht wie beim Crowdfunding durch die Masse ein bemerkenswerter Impact.
Fazit
Wir Bürger*innen können auf unterschiedliche Weise die Energiewende voranbringen. Eine Möglichkeit ist es, eigene Energiewende-Projekte zu starten, die je nach den eigenen materiellen Kapazitäten und Vorstellungen zu gestalten sind. Es müssen nicht immer große zentralistische Projekte mit entsprechenden Investitionssummen sein. Die Möglichkeiten, die in den vergangenen Jahren geschaffen wurden, erlauben die Partizipation an einer dezentralen Energiewende, ob von einzelnen Bürger*innen oder als Gemeinschafts-Projekt. Denn derzeit liegt das Ziel einer 100 Prozent erneuerbaren Energieversorgung immer noch in weiter Ferne. Durch Teilhabe und Beteiligung möglichst vieler lässt sich das Ziel in greifbare Nähe rücken.