Ist nur "erneuerbare" Elektromobilität nachhaltig?
Deutschlands Strom enthält leider noch immer etwa 40 % Kohlestrom. Ein elektrischer Motor kann aber nur so nachhaltig sein wie seine Stromquelle. Man könnte sich fragen, ob der Wechsel weg vom Verbrenner hin zum E-Auto im Vergleich zu Öl wirklich einen ausreichend großen Unterschied macht. Die CO2-Bilanz von E-Autos im Fahrbetrieb ist erfreulicherweise gut erforscht, um die Frage valide beantworten zu können. Beginnen wir beim Status quo: Was passiert, wenn Du heute den Verbrenner verkaufst und das E-Auto anschaffst?
Die Ökobilanz der Stromer ist immer besser
Ein fairer Vergleich zwischen Verbrennern und Elektroautos muss den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über den Fahrzeugbetrieb bis hin zur Verschrottung einbeziehen. So berechnet, verursachen Elektroautos mit dem durchschnittlichen europäischen Strommix im Tank 31 bis 46 Prozent weniger CO2-Emissionen als Autos mit Verbrennungsmotor. Wer lediglich die Emissionen durch das Fahren betrachtet, kommt auf 44 und 56 % CO2-Ersparnis und macht sich etwas vor (Quelle).
Und wenn der Strommix einen sehr hohen Kohleanteil hat?
Der Guardian berichtete über eine Studie der belgischen VOB University, in der die CO2 Bilanz zwischen Dieselfahrzeugen und einem E-Auto mit “Kohle im Tank” verglichen wurde. Betrachtet wurde der Energiebedarf des Lebenszyklus inklusive der Herstellung der Fahrzeuge samt ihrer Batterien. In Polen beispielsweise produzieren Elektroautos gegenüber einem Dieselfahrzeug ein Viertel weniger Emissionen.
Ein Elektroauto ist also in nahezu jedem Fall klimafreundlicher als ein Ölbrenner. Aus guten Gründen wollen wir mehr, und zwar 100% erneuerbare Energien. Wie steht es um einen Beitrag zu diesem ehrgeizigen Ziel?
Mit welcher Energie fährt das Auto wirklich?
Wir müssen also schauen, aus welcher Quelle Strom konkret in den Batteriespeicher fließt. Der Strommix variiert zeitlich und räumlich. An manchen Sommertagen haben wir überwiegend erneuerbare Energie im Netz, doch im Winter bei Dauer-Dunkel und Wind-Flaute gibt es Stunden mit hohen Strom-Anteilen aus endlichen Energiequellen.
In den Konzepten für 100% erneuerbare Energien spielen Elektroautos eine regulierende Rolle als Stromspeicher. Auch können sie zum Lastmanagement beitragen – immer dann, wenn die Ladezeitpunkte an die Bedürfnisse des Stromnetzes angepasst werden können. Der beste Ladezeitpunkt wäre freilich dann, wenn ohnehin viel Strom im Netz ist.
Wie kann der erneuerbare Stromanteil im “Tank” erhöht werden?
Fahren Sie, so weit es passt, mit eigenem Solarstrom! Den selbst erzeugten Solarstrom als günstigen Antrieb von Fahrzeugen zu nutzen macht Sinn, wenn überwiegend kurze Strecken zurückgelegt werden müssen und das Fahrzeug regelmäßig am Standort der PV-Anlage abgestellt werden kann. Arbeitgeber von Pendlern können E-Tankstellen und Photovoltaik-Anlagen auf Firmendächern oder unter Solarcarports einrichten. So werden die Fahrzeuge während des Arbeitens geladen. Einige Modelle kommen bereits mit Stromkosten von 2 € / 100 km aus, während ein sparsamer Benziner mit einem Verbrauch von 6 Litern knapp 10 Euro Kraftstoffkosten verursacht.
E-Autos selbst können erneuerbar sein
Dezentral heißt, dass Strom dort gewonnen wird, wo er gebraucht wird. Dezentrale E-Autos erzeugen ihren Fahrstrom selbst. Dafür gibt es spektakuläre Beispiele:
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Der Schweizer Umweltaktivist Louis Palmer konstruierte mit Studierenden ein leichtes “Solartaxi”, auf dessen Anhänger Fotovoltaik-Module installiert sind. Mit seinem Solartaxi begann Palmer im Jahr 2007 eine 18-monatige Weltumrundung, bei der er 54.000 km zurücklegte und den gleichnamigen Dokumentarfilm drehte.
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Auf der World Solar Challenge liefern sich Solarautos in Australien ein Rennen über 3.000 km. Die Solarrennen werden seit 30 Jahren durchgeführt. Sie finden alle zwei Jahre statt und werden vom Reifenhersteller Bridgestone gesponsert.
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Das Münchner Start-up Sono Motors hat mit dem Sion ein E-Auto mit einer Reichweite von 250 Kilometern entwickelt, das für 16.000 Euro (exklusive Batterie) erhältlich sein wird. In die innovative Karosserie sind 330 Solarzellen integriert. Mit dem autoeigenen Solarstrom soll das E-Auto täglich durchschnittlich 30 Kilometer durch Sonnenenergie zurückzulegen können, was für einen Großteil der pendelnden Arbeitnehmer ausreicht.
Fazit
Zu Recht gelten elektrisch angetriebene Fahrzeuge bereits heute als ökologisch sinnvoller als die klassischen Verbrenner. Wer groß denkt und ernsthaft das Klima schützen will, der / die müsste sich konsequenterweise für “100 % erneuerbare Energien im Tank” einsetzen. Genau deshalb finden wir alle Konzepte herausragend, bei denen auf eigenen erneuerbaren Strom gesetzt wird. Vorreiter der Mobilität erkennt man an Solar-Carports, blauen Photovoltaik-Firmendächern oder solarbedeckten Fahrzeugen.